Freifunk auf dem Sattelfest 2024
Auch in diesem Jahr führten alle Routen des Sattelfestes – unserer lokalen Fahrradsternfahrt – zum Anger in Petershagen. Schon im letzten Jahr hatten wir versucht mit kleinen Routern für die ankommenden RadlerInnen eine kleine Basisinfrastruktur bereitzustellen.
Seit dem letzten Sattelfest hat sich aber in der Freifunk-Sparte des Vereins eine Menge getan. Nicht nur konnten wir mit Fördergeldern der Gemeinde viele günstige Fensterbank-Router, sondern auch leistungsstarke Router des Typs TP-Link Archer A7 beschaffen. Diese Funken nach dem WLAN-Standard AC (IEEE 802.11ac) und können rechnerisch einen Datendurchsatz von 1,75GBit erreichen. Weiterhin haben wir eine Menge über Mesh-Netzwerke, Kanalauswahl, Geschwindigkeiten der Standards aber auch über Solarstromversorgung von Router-Inseln gelernt
Nach Beratung mit den Berliner Freifunkern (Hener, Martin, Perry) haben wir beschlossen, in diesem Jahr die Router im 5Ghz-Band für das gesamte Angergelände ein Mesh-Netzwerk bilden zu lassen. Die für die Besucher sichtbaren Hotspots strahlen aber nur ein 2,4Ghz WLAN aus. Die Idee ist im Campfunk-Projekt schon einmal realisiert worden.
I. Aufbau der einzelnen Routerpacks
Angelehnt an den Campfunk ist unsere Installation weitaus günstiger. Die TP-Link Archer A7 benötigen eine Stromversorgung mit 12V die wir kostengüstig mit Powerbanks und PD-USBC-Adapter (IP2721) realisierten.
Sie stecken mit den Antennen nach unten in wasserdichten Taschen aus LKW-Plane. Diese sind an Laschen mit reusable Kabelbindern leicht an z. B. Straßenlaternen zu befestigen. In die Taschen ist am Boden eine Gummimatte (Thera-Band) eingeklebt, durch die die Antennen wasserdicht nach außen geführt werden können. Die Taschen werden wie Fahrradtaschen oben eingerollt und halten durch die Spannung der Laschen dicht.
Einen fünften Router hatten wir zusätzlich mit einem MPPT-Solarladeregler (Danke Elektra!), eine 12V 24Ah Batterie und einem eigenen Mast an die Spitze des Angers gestellt. Ein Test unter Realbedingungen (echte Clients, echte Umwelt, echtes Wetter) sollte uns zeigen was bei unseren anstehenden autarken, 24/7 laufenden Installationen zu beachten ist.
II. Netzplanung & Installation
Der Anger ist recht verwinkelt. Mehrere historische Gebäude, ein öffentlicher Backofen und die Evangelische Kirche bilden ein augenschmeichelndes Dorfkern-Ensemble. Viele Bäumen spenden Schatten und laden zum Verweilen ein. Ihr Blattwerk wird aber von Funkwellen im 5 GHz-Bereich nur schlecht durchdrungen, was eine WLAN-Abdeckung schwierig macht. Unser Plan war daher, 5GHz Linkstrecken oberhalb der umliegenden Straßen von Straßenlaternen aus zu führen, um damit lokale 2,4Ghz Accesspoints zu speisen. An drei Stellen (nördlich, zentral und südlich) meshten die Router dann zu Uplinks auf Fensterbrettern der Anwohner. Auch die Angerscheune, die wir jüngst vom Freifunk-Projekt überzeugen konnten und das Restaurant Madels (im Probebetrieb) stellten je einen Uplink bereit.
Da alle Router in unserer Community nach Nudelsorten benannt sind, schien es uns sinnhaft, die temporären fluiden Installationen nach Nudelsaucen zu benennen. Die mobilen Router Carbonara01, Carbonara02, Carbonara03, Carbonara04 und Caronara05 bildeten mit einem 5 Ghz-Meshnetzwerk den Kern der Installation. Jeder dieser Knoten war für ca. 60 Nutzer ausgelegt (/26).
Unsere Routerinstallation war in Nord-Süd-Ausdehnung etwa 600m lang und stand mehreren hundert RadlerInnen der über 20 Touren zur Verfügung. Der Aufbau erfolgte gegen 9:30 Uhr der Abbau gegen 16:30 Uhr.
III. Performance
Natülich haben wir die Linkstrecken mit iperf3 vermessen und „unser“ Netz mit diebischer Freude beobachtet. Auf den Linkstrecken zwischen Router konnten wir zwischen 150 und 250Mbit/s messen, über mehrere mesh-hops verringerte sich die Geschwindigkeit etwas. Je nachdem über welchen der Uplinks der Internetverkehr ausgeleitet wurde schwankte die Performance leicht. Von jedem Punkt des Angergeländes war aber eine stabile Verbindung mit 5-12 MB/s möglich. Die Nutzung über den Tag schwankte stark, der Knoten an der Bühne mit den „Fresständen“ war der meistgenutzte.
Rundum ein voller Erfolg und ein schöner Tag im Grünen mit ganz viel Technik.